KR 17 P Touren-Sport

von Anton Grabinger

KR 17 P  Touren-Sport

Der neue Motor: Ein Wunderwerk von gewußt – wie.

 Aber es gab auch Probleme, für die der Motor eigentlich nicht verantwortlich war.

 

Die Novotex-Zahnräder

Novotex ist der Handelsname für einen Werkstoff aus Hartgewebe auf der Basis von Phenoplast.

Er findet Verwendung u.a. im Maschinenbau, da er auch ohne besondere Schmierung eine verschleißarme Kraftübertragung gewährleistet. Größere Verbreitung erlangte Novotex ab den 1930er Jahren als Material zur Herstellung von Stinrädern für den Nockenwellenantrieb von Pkw-Motoren.

 Bei der von Victoria gewählten Motorvariante waren aus Gründen der Geräuschentwicklung zwei Zahnräder aus Kunststoff (Markenname Novotex) gefertigt. Es handelte sich um die schrägverzahnten Zahnräder der Ölpumpe sowie um das Antriebsrad des Ventiltriebes auf das ein Kettenrad der Steuerkette aufgenietetet wurde. Diese Kunststoffzahnräder sollten tunlichst nach 15.000 – 20.000 km gewechselt werden. Wird dieses Wartungsintervall nicht eingehalten, zieht das gravierende Schäden nach sich.

In Italien wäre das kein Problem gewesen. Wegen damals nicht vorhandener Autobahnen kamen längere Vollgasfahrten praktisch nicht vor; das Material kam daher nie in kritische Bereiche; Materialermüdung trat nicht auf.

Anders hier in der BRD, bei Autobahnfahrten wurde das Maschinenmaterial ungleich höher belastet. Für diesen Einsatzzweck hätten man den Parilla-Motor mit Stahlzahnrädern ausrüsten müssen.

Bei den Parilla Sport-Motoren war das Antriebsrad des Ventiltriebes wegen der höheren Drehzahlen bereits aus Stahl.

Bei den Rennsport-Versionen war zusätzlich das Ölpumpenzahnrad ebenfalls aus Stahl.

Erfahrungsbericht Fritz Lämmermann

Was das „Novotex“ – Rad betrifft, so brachen in den unerwartetsten Augenblicken – z.B. beim Überholen – einige Zähne aus ; Stille! Ein Viertakter ist nun einmal auf funktionierende Ventile angewiesen. Wir ersetzten also dieses „Gelump“ entweder durch Originalräder von Parilla aus Metall (soweit ich mich erinnere, waren sie aus Bronze oder Messing, sogar stählerne hatten wir), oder ließen sie von Freunden, die entsprechende Beziehungen hatten, nachfertigen. Für den Einzigen von uns Semmelroch, der nicht tauschte (Juristen sind immer gescheiter als andere Leute!), mußte ich nachts von Nürnberg fast bis nach Freiburg fahren (auf Parilla 175 natürlich, Lampe, Werkzeug und Ersatzteile im Rucksack), um die entsprechende Reparatur am Straßenrand zu erledigen.

Die Erfahrungen damit waren so verheerend, daß ich noch heute dieses Wort „Novotex“ nur sehr ungern höre. Es ist mir immer noch schleierhaft, wie ein Ingenieur auf die Idee verfallen kann, einen hochbelasteten Ventiltrieb mit Rädern aus diesem Material anzutreiben.

Gut zu sehen, das noch montierte Ölpumpenrad, darunter das demontierte Zwischenrad.

Ergänzung des Typrefenten

Brechen die Zähne des Mitnehmerzahnrades, so schlagen die Ventile auf den Kolben. Im schlimmsten Falle sind die Ventile krumm, abgerissen, der Kolben und die Zylinderwandung beschädigt.

Bricht das Ölpumpenzahnrad so frisst der Kolben und die Kurbelwelle geht wegen Ölmangels fest.

Kurzum, in beiden Fällen ist eine kostspielige Reparatur von nöten.

Meine Empfehlung: Ersetzen Sie bei einer Motorüberholung beide Zahnräder durch hochwertige Alu- bzw. Stahlräder. Die Novotexräder gibt es für die Parilla noch häufig und günstig. Aber nach 70 Jahren ist der Kunststoff nicht mehr elastisch, sondern ausgehärtet und brüchig.

An diesem Motor wurden die Novotexräder durch hochfeste Aluzahnräder ersetzt. Abweichend von den Original Parilla Zahnrädern sind diese hier verschraubt und verklebt.

Zum Vergleich ein stählernes originales Parilla Mitnehmerzahnrad. Gut zusehen ist das aufgenietete Ritzel für die Steuerkette

Anton Grabinger

Typreferent der Victoria IG

KR 17 P

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