24 mal Victoria-Treffen im Zeitraffer

Victorianer gemeinsam unterwegs –

kreuz und quer durch die BRD und in die Schweiz

24 mal Victoria-Treffen im Zeitraffer

Manfred E. Sprenger

Verdammt lang her – singt Wolfgang Niedecken, der Frontmann von BAP. Verdammt lang her, das erste Treffen. Um es gleich vorweg zu sagen: ich war nicht dabei. Anno Domini 1989 hatte ich wichtigeres zu tun, da wurde unsere Tochter geboren und sie wurde nicht auf den Namen Victoria getauft. Das wollten wir nachholen als unsere Zwillinge im Sommer 1997 das Licht der Welt erblickten, das war in dem Jahr, als das Treffen in Clausthal-Zellerfeld stattfand und ich doppelte Gründe hatte, dieser Veranstaltung fern zu bleiben. Als wir die beiden Jungs in den Armen hielten, hatte sich das mit der Victoria auch erledigt, unsere Familienplanung war mit vier Kindern abgeschlossen, das sozialpolitische Soll hatten wir bereits über die Norm erfüllt. Victor klingt jetzt nicht wirklich toll und die Siegesgöttin ist und bleibt eben weiblich. Wer jetzt mitgezählt hat, das waren doch erst drei Kinder, aber einer unserer Jungs kam nicht im Sommer zur Welt und in besagtem Jahr `92 hatte ich freie Fahrt.

Anno 2007 (Lilienthal) war zum Treffenwochenende Familienurlaub angesagt. Die beste Victoria-Gepann-selbstfahrende Ehefrau von allen intervenierte: es muss auch mal ein Jahr möglich sein, den Sommerurlaub ohne den Treffentermin zu planen – dem war nichts entgegenzusetzen. Bei dem Victoria-Potential, das meine Frau erträgt, war das ein mehr als fairer Kompromiss.

Von den 24 bisherigen Treffen habe ich ergo „nur“ 21 besucht. Das 25. steht dieses Jahr auf dem Plan, das werden wir uns (die beste Victoria-Gepann-selbstfahrende Ehefrau von allen und der V35-/35S-/Pionier-Typreferent) so Gott will, auf keinen Fall entgehen lassen. Die Zeiten ändern sich, früher waren die Kinder mit Spaß dabei, heute fährt der Hund mit – es könnte ja mal die ein oder andere Bratwurst   vom Tisch fallen.

Genug der Vorrede, ich wollte etwas zu den Treffen erzählen, die ich besuchen konnte. Also los geht`s – starten wir in Idar-Oberstein beim 2. Victoria-Treffen. Wir schreiben das Jahr 1990; ich hatte nach längerer Victoria-Pause eine schöne, original erhaltene 25 HM gekauft und machte mich mit Zelt, Schlafsack und Isomatte bepackt über den Hunsrück auf den Weg an die Nahe. Das waren lässige 130 Kilometer, was ist das schon für eine Victoria im besten Alter. Eine persönliche Einladung hatte ich bekommen, weil ich schon vor einem Jahr mit Thomas Hey`l, dem Initiator in Kontakt stand. Eine schriftliche Anmeldung wurde von Christian Wild verlangt, wegen einer nicht näher definierten Portion Spießbraten. Die größte logistische Hürde vor Ort (auch bei den nächsten beiden Treffen) war die Absprache des Getränkeverkaufs mit dem Pächter der Schlossgaststätte (immer Ärger wegen der Konkurrenz) und die Anlieferung des berühmten (mit 25 DM exclusiv kostspieligen) Idar-Obersteiner Spießbratens.

Das Treffen begann offiziell um 9 Uhr am Samstagmorgen und endete mit Ansage (!) nach dem Spießbratenessen, das um 19.00 Uhr begann. Dazwischen fand noch eine Ausfahrt statt, für die 15 DM zu zahlen waren. Als Gegenleistung bekam man dafür eine Eintrittskarte für eine unterwegs besuchte Sehenswürdigkeit, der Rest war laut Veranstalter für, so wörtlich „Material zur Durchführung der Ausfahrt”(?), wofür auch immer das sein sollte. Soviel zum offiziellen Teil.

Eine wichtige Persönlichkeit, die von Anfang an dabei war: Ernst Wüstenhagen (?12.10.2002), Parilla-Spezialist und ehemaliger Mitarbeiter im Victoria-Konstruktionsbüro. Es war eine Freude sich mit diesem Mann zu unterhalten, er verfügte über ein enormes technisches Wissen. „Wü-Ha“, wie ihn die meisten nannten, hatte seinen gesammelten Adressbestand an Parilla-Besitzern in die neu gegründete IG eingebracht, war also sozusagen ein maßgeblicher Geburtshelfer. Dort traf man auch einen gewissen Kay Grünberg (heute Rauen), Edgar Köhnke war schon dabei, Uli Flury und Klaus Riedesser, Wolfgang Habich , um nur einige Namen zu nennen, die noch heute in der IG aktiv sind.

Der inoffizielle Teil des Treffens endete bei intensiven Benzingesprächen und einem Kasten Kirner spät in der Nacht auf einer Wiese oberhalb des Schlossberges, die kurzerhand als Zeltplatz benutzt wurde, sanitäre Einrichtungen suchte man dort vergeblich.

Das eigentlich Spannende an dem Treffen war, dass dort tatsächlich mehrere Victorias zu sehen waren, es sollen um die 40 Stück gewesen sein – unglaublich! Man traf dort Menschen, die genauso verrückt auf Zweiräder mit der Siegesgöttin im Emblem waren wie man selbst. Bei der Ankunft kannte man niemanden – bei der Abfahrt alle. Es war eben noch sehr überschaubar. Das sollte sich bald ändern.

Nach Idar-Oberstein und damit vier Jahren in Folge gab es nie mehr Spießbraten (wer würde wieder mal probieren?), damit war auch keine Anmeldung mehr notwendig und ebenfalls keine dubiosen Nenngelder für die Ausfahrt.

Bei dem letzten I-O-Treffen 1992 tauchte ein gewisser Sepp Luber auf, seines Zeichens Fürther (geografisch direkt neben Nürnberg zu finden) und machte den Vorschlag, doch zur Abwechslung mal ein Treffen in der Victoria-Heimat zu organisieren. Damit war Idee geboren, an einem wechselnen Ort in der BRD das Treffen zu organisieren. Das ist bis heute so beibehalten worden und sozusagen ein Markenzeichen dieser Veranstaltung.

1993 war ein Quantensprung in der Treffengeschichte: familiäres Treffen am Freitagabend in Lubers Garten, Samstag traf sich die Victoria-Gemeinde am neu geschaffenen Nürnberger Museum Industriekultur mit großer Zweiradabteilung der Nürnberger Marken. Hier lernte man „echte“ Victorianer aus Fleisch und Blut kennen, Menschen, die noch im Werk gearbeitet haben, z.B. Günter Illner, die Legenden Georg Dotterweich und Rudi Ebert, Hans Best und Helmut Radke waren dort, Victoria-Zweiräder waren zu sehen, die man bisher nur aus der Literatur kannte –Wouw – es war eine echte victorianische Bewußtseinserweiterung!

1994 ging es in den Süden der BRD. Uli Flury und Klaus Riedesser luden ein auf einen Freiburger Campingplatz mit Badesee, relaxte Atmosphäre, reichlich Andrang, gestresste Organisatoren und ein Christian Wild, der wie wild an seiner Swing gebastelt hat. Da Renate und ich nur Freitag vor Ort waren, kann ich zu dem Samstagprogramm keine Erläuterungen geben.

Dann war Miehlen 1995 an der Reihe. Die beste Victoria-Gepann-selbstfahrende Ehefrau von allen sagte, das bekommen wir hin und schon lief die Organisationsmaschine. An einer  größeren Blockhütte, die von den Eingeborenen in grauer Vorzeit scherzhaft zur „Stadthalle“ erklärt wurde, fand das Treffen statt. Das Wetter war eine Herausforderung, Sonnenschein flüssig satt! Alle Miehlener Veteranen-Freunde packten mit an und wir können mit Fug und Recht behaupten, das erste Treffen mit Rundum-Versorgung in Eigenleistung auf die Beine gestellt zu haben, es wurde Gegrilltes und Faßbier angeboten, Lagerfeuer gemacht (der Regen konnte es nicht auslöschen), von Rudi Ebert kommentierte Dias (die Jüngernen wissen nicht mehr was das ist) aus der Victoria-Historie gezeigt. Rudi brachte mit einer Showeinlage auf der Pionier eines Besuchers die Besucher zum Staunen. Der kostenlose Zeltplatz direkt am Treffenplatz mit Toiletten (die zwischendurch mal verstopft waren), neue Victorianer tauchten das erste Mal aus dem Nirwana auf und wurden Freunde: Helmut Hahn, Len Thesing, Peter Keller, Michael Przibilski – es war der victorianische Wahnsinn und wir am Sonntagabend vollkommen fix und fertig –  die Überdosis Adrenalin wirkte noch lange nach.

1996 war eine Erfahrung in Kilometerfressen quer durch die inzwischen nach Osten erweiterte Republik – unfassbar groß war Deutschland geworden! Prizi lud ein nach Warin bei Rostock. Er war bei uns auf dem Treffen, wir wollten ihm unsere Anerkennung zollen und machten uns auf den Weg in den Nordosten (mit Victoria auf dem Hänger).

Die Freiburger Aero-Treiber nahmen die Strecke unter die Räder und haben sich damit für ewig in die Annalen der Victoria-Treffengeschichte eingeschrieben als unschlagbare Kilometerfresser. Das Wetter war nicht so toll, der Sonnerschein wieder flüssig.

Die Innovation zu fortgeschrittener Stunde war eine Runde V`s trinken – wer dabei war, hat es nicht vergessen. Lars Hjälmberg reiste mit seiner KR 35 Sturmey Archer aus Schweden an, es war eine von 5 (!) die dort auftauchten. Das Publikum konnte eine „Fahrmeister“ in Aktion erleben, Lorenz Wandrowski führte sie vor.

Wir machen einen Sprung zum 1998 Treffen in Dauborn, wie im Vorspann erläutert kann ich zu Clausthal-Zellerfeld `97 keine Einzelheiten beisteuern. Dauborn beim Gastwirt Andreas Harder (? 1.9.2010) im schönen Hessenland hat in meiner Erinnerung vier Ereignisse hinterlassen:

Ein Führungswechsel in der IG stand bevor. Christian Wild stellte nach 10 Jahren seine Position als Vorsitzender zur Verfügung und Kay Rauen wurde neuer Vorsitzender der IG.

Es wurde beschlossen, dass eine originale Victoria-Pressemappe von 1926 aus IG-Mitteln gekauft wird, die uns angeboten wurde.

Ich habe Uwe Habersetzer und seine Frau Karin kennengelernt, seitdem haben wir wertvolle und unterhaltsame (aber immer noch viel zu wenige) Stunden miteinander verbracht.

Und „last-not-least” der Gag mit der mobilen Dusche ohne Wasseranschluss. Der arme Uli Flury wollte sich eine Dusche gönnen, kam aber unverrichteter Dinge wieder aus dem provisorischen Verschlag heraus als er feststellte, dass der Wasseranschluss einfach nicht existent war. Das war kein Spaß, sondern bitterer Ernst, wenn man sich auf`s sprudelnde Nass freut, und das kam in Dauborn ausnahmsweise einmal nicht vom Himmel.

1999 waren wir wieder in der Victoria-Heimat angekommen, genauer in der Fränkischen Schweiz in Seelig bei Waischenfeld. Ein ganzes Dorf (ca. 50 Einwohner) gehörte unter der Leitung der Familie Bezold zur Helferschar. Bezolds hatten ihre Hallen auf dem Privatgelände zur Verfügung gestellt, wer ländlich wohnt weiß, dass es dort keine Platzprobleme gibt. Es war ein Riesenfest, drei Tage Sonne, neue Victorianer fanden den Weg nach Seelig, die Dotterweich-Schnittmotoren wurden übergeben, es geschah so einiges, was nachhaltig auf die IG wirkte.

Die Victorianer lernten das Dunkle Held-Bräu als Gerstensaft-Spezialität aus der Fränkischen kennen und schätzen; später wurde der Held Brauereigasthof in Oberailsfeld kurzerhand zum bundesweit zentralen Victoria-Stammlokal auserkoren. Familie Bezold hatte alles zum Wohl der Gäste aufgeboten, nicht nur für unsere holländischen Gäste wurde eigens ein Schwein geschlachtet und als Kesselfleisch angeboten – lecker!

Dann kam das Millenium-Treffen 2000 bei den Familien Hahn und Bischoff. Top Organisation, alles lief hervorragend, sogar das Wasser in Strömen vom Himmel. Die Besucher und die Gastgeber ließen sich davon im Festzelt nicht die Laune verderben.

Es kamen die ersten Besucher aus der Schweiz, namentlich Albert Frick und dessen Freundeskreis, die ab dato nicht nur zu unentwegten Besuchern des Treffens wurden, sondern 2011 selbst ein Victoria-Treffen organisierten, doch dazu später mehr. Die Hahnsche Neuauflage erfolgt in diesem Jahr, an der Organisation braucht es nichts zu verbessern, die Sonne würden alle begrüßen.

Genug der Fahrten in den Süden der Republik, sagten sich die Norddeutschen und namentlich Familie Habersetzer lud 2001 nach Tangstedt bei Hamburg zum Treffen ein. Obwohl die Victoria-Dichte in Richtung Norden erfahrungsgemäß abnimmt, war auf Treffen davon nichts zu spüren, das machten die Dänen wieder wett, sie kamen in Scharen. Der Wettergott hatte ein Einsehen und verwöhnte uns mit Sonnenschein pur. Es war das bislang größte zur Verfügung stehende Treffengelände – man konnte sich ausdehnen und trat keinem auf die Füße – Klasse! Bier-, Fisch-, Bratwurst- und Speiseeis-Verkaufsstände sorgten für Volksfeststimmung.

2002 führte das Treffen wieder in den Süden zu Klaus Bächer nach Helmbrechts. Sein Gasthaus mit Umland war an diesem Wochenende ausschließlich den Victorianern vorbehalten, wieder Sonne pur (kann das überhaupt sein, fragten wir uns schon?), es wurde Pizza aus dem hauseigenen Steinofen serviert und alle fühlten sich wohl. Ein Victoria-Verrückter namens Gerd Reiher tauchte auf und beglückt die Victorianer seid dem auf jedem Treffen mit seltenen Victoria-Modellen aus seinem Fundus.  Es lag etwas Aufregung in der Luft, zumindest für vier Besucher. Nur eine Woche nach dem Treffen starteten Uwe Habersetzer, Len Thesing, Peter Keller und Manfred Sprenger mit ihren Victorias zur Neuauflage von Lüttich-Mailand-Lüttich – es war noch viel zu tun.

Das erste Treffen im Stadtbereich war mit einigen Einschränkungen verbunden, Gladbeck bei Recklinghausen, namentlich Martin Schumann erwartete uns 2003. Wir waren verwöhnt, der jahrelange liebgewordenen Standard musste etwas runtergeschraubt werden. Der Zeltplatz war überschaubar und mit strammen Fußmarsch erreichbar, zum Grillen stand der Familien-Gartengrill bereit, Pizzen wurden per Telefon geordert. Laut Organisator waren keine Plakate und Presseankündigungen notwendig, wörtlich: der ganze Ruhrpott weiß Bescheid. Warum die nicht kamen, die alle Bescheid wussten, konnte abschließend nicht aufgeklärt werden, bei der enormen Bevölkerungsdichte im Umland gibt es bestimmt noch den ein oder anderen Victoria-Fan. Eine Familienfeier im kleinen Kreis war auch wieder mal ganz schön. Die Lichtgestalt des Treffens kam in Person von Gerhard Klawunn, der für unterhaltsame Stunden sorgte, indem er von seinen Erlebnissen aus 250.000 Bergmeister-Kilometern berichtete – und alle saßen mit offenem Mund am Tisch und lauschten den Worten des Propheten.

Mammingerschwaigen bei Landau an der Isar wartete 2004 auf die Victorianer. Die KR 25-Treiber Stefan Reithmeier und Anton Perras hatten den örtlichen Campingplatzbetreiber davon überzeugt, dass wir harmlos sind und einfach nur genügend Auslauf benötigen. Der war vorhanden, auf dem Zeltplatz, für den Teilemarkt, auf dem Parkplatz und auf der Sonnenterrasse und an dem wunderschönen Badesee mit Liegewiese. Letzere fanden besonders die weiblichen Begleiter sehr angenehm, das Wetter war ein Traum! Alles war gut und viele neue, vorher nicht gekannte Besucher kamen aus Süddeutschland.

Nach 10 Jahren Erholungspause (die sollten genügen) waren die Mitte Deutschlands, wörtlich die Miehlener Victoria-Sektion 2005 wieder aufgefordert, das Treffen zu organisieren. Die Blockhütte von damals sollte den Ansprüchen nicht mehr genügen. Ein fast niegelnagelneues Bürgerhaus am Ortsrand wurde zum Treffenplatz. Wir hatten gelernt wie mittlerweile ein Treffen funktionieren sollte und dank der mittlerweile vergrößerten Miehlener Motorrad-Oldtimer-Gruppe war die Helferschar gewachsen und freute sich auf die Gäste. Es gab Sonne und Platzregen, für jeden etwas.

Als Leihgabe vom Museum Industriekultur brachte Sepp Luber die 1904er IIN 46 mit, die der heimliche Star des Treffens war. Zum Treffenort des V35-Typreferenten waren unglaubliche 24 Bergmeister gekommen – das gab es wohl seit 50 Jahren nicht mehr.

Was soll ich noch sagen, bis 2015 sind schon wieder 10 Jahre vergangen und, so Gott will, die Miehlener wieder für ein Treffen bereit.

Nach Sasbach am wunderschönen Kaiserstuhl lud Manfred Dinger im Jahr 2006 ein. Dort erwartete uns Kaiserwetter, ein Dinger, der mit seiner Truppe alles im Griff und nebenbei einen Riesenspaß hatte. Einmal im Leben ein Victoria-Treffen auf die Beine zu stellen war sein erklärtes Ziel und das hat er bravurös gemeistert. Die Slowenen waren dort, Frankreich ist nebenan auf der anderen Rheinseite und wurde bei der Ausfahrt gestreift, Peter Keller fuhr die Strecke Sasbach-Oerlinghausen mit seiner V35 Non-Stop – alle Achtung.

Von südlichen Rand der Republik ging es im nächsten Jahr 2007 an den nördlichen Rand nach Lilienthal bei Bremen. Unser Moped-Spezialist Diethard Ludley wollte die Sache in die Hand nehmen. Eine One-Man-Show ist nicht einfach zu bewerkstelligen, auch nicht mit einem Gasthaus als Veranstaltungsort und vorhandener Wiese. Wie schon eingangs erwähnt, war ich mit meiner Familie auf Fahrradtour im Fränkischen, somit weitab und nicht dazu in der Lage einen Bericht abzugeben.

2008 wurde die Victoria-IG von Gerd Reiher nach Pfaffengrün ins Vogtland eingeladen. Gerd ist den IG-lern bekannt für seine Sammlung von Victoria-Raritäten (KR 9 ist sein erklärtes Lieblingsprojekt). In dieser Sammlung fehlte seiner Meinung nach noch etwas: ein Victoria-Treffen! Das hatte er sich in diesem Jahr gegönnt, von seiner Frau und vielen fleißigen Helfern unterstützt. Tanzmusik (!), Traumwetter, tolle Ausfahrt, passendes Gelände, es war ein Treffen von dem jeder mit dem Gefühl nach Hause gefahren ist: Klasse!

Mit Nürnberg im Rücken als Standortvorteil kann man ein Treffen der Superlative abliefern. So geschehen und erlebt in Katzwang 2009. Es gab bislang noch kein Treffen, bei dem mehr Victorias zu sehen waren – es waren weit über Hundert – zählen war zwecklos, es war einfach unglaublich. Detailverliebt gaben die Koch-Familie und Helmut Segert alles, um ihre Gäste glücklich zu machen und das haben sie mehr als übererfüllt. Rudi Eberts Pokal-Sammlung und die Dotterweich FM 38-Weltrekordmaschine wurden vom Museum Industriekultur als Leihgaben ausgestellt. Es gab Held-Bräu vom Fass, Siegesgöttinen-Wetter, gut gelaunte und glückliche Besucher – das kann man (leider) nicht mehr toppen. Ganz nebenbei übernahm Edgar Köhnke noch den Vorsitz der Victoria-IG, aber das ging beinahe unter in dem Trubel der Ereignisse an diesem Wochenende.

Nach 2001 hat 2010 Uwe Habersetzer mit Familie und Freundeskreis in Tangstadt zum zweiten Mal in den Norden eingeladen und es sollen die nächsten Jahre noch weitere Wiederholungen folgen. Schön, wenn man weiß was einen erwartet. Das haben bestimmt nicht wenige gedacht, die sich trotz der Entfernung (Deutschland kann so groß sein) aus dem Süden auf den Weg gemacht haben. Hier gab es ein Novum, das noch auf keinem Treffen zu erleben war. Uwe, Schlagzeuger in der Baer-Band, hatte seine Musiker-Kollegen zu einem kleinen Konzert überredet, mit dem am frühen Freitagabend das Treffen eröffnet wurde. Die mit Abstand weiteste Anfahrt auf eigener Victoria-Achse hatten (wieder einmal) die Schweizer um Albert Frick, die, so ist es schon lange Tradition, hier für das nächste Jahrestreffen zu ihnen in die Schweiz einluden.

So machten wir uns 2011 auf den Weg nach Oberrieden an den Zürichsee. Das Schöne an den unterschiedlichen Treffenstandorten ist das Neue, das es zu sehen und erleben gilt. Dieses Treffen bei den Eidgenossen zeichnete sich durch zwei Dinge ganz besonders aus: die sprichwörtliche Schweizer Präzision mit der alles ablief, von der Organisation, der Verköstigung bis zur Ausfahrt. Die atemberaubende Kulisse über den Zürichsee mit Blick in die schneebedeckten Berge, das bleibt unvergesslich.

2012 wurde wieder ein Ziel in schon bekannte und beliebte Gefilde angesteuert. Nach 10 Jahren durften wir noch einmal bei Klaus Bächer in Helmbrechts zu Gast sein. Sein Gasthaus war zur Ausstellungshalle umfunktioniert. Klaus präsentierte einen Teil seiner Sammlung an zeitgenössischen Victoria-Originalfotografien, die er in den letzten Jahren akribisch zusammengetragen hat – es war mehr als beeindruckend.

Jetzt sind wir am Ende unseres abrissartigen Ausfluges durch 24 Victoria-Treffen. Diese Treffen erlebt zu haben, ist die eigentliche Erfahrung, und diese ist unbeschreiblich.