Die vier Mann Tour – 10 Tage Unterwegs

Von Uwe Habersetzer

Mein Sohn Nils schlug mir letztes Jahr vor, dass wir einmal eine Victoriatour machen sollten. Sein Urlaub war für den 19.6.23 gebucht, und ich hatte ja als Rentner alle Zeit der Welt. Ich war nach meiner rechten Handgelenksversteifung und Schlüsselbeinbruch dreieinhalb Jahre kein Moped gefahren und war gespannt, wie das laufen würde. Mein Bruder Ralph und mein alter Kumpel Heiner wollten auch mit. So waren wir zu viert. Am 20.6.2023 ging es morgens um 09:00 Uhr mit meiner langstreckenerprobten KR26, Nils seiner Pionier, dem BMW – Gespann von meinem Bruder und Heiner mit seiner Honda CL 350 los.

Ein genaues Ziel hatten wir nicht, wie sagen wir immer „Der Weg ist das Ziel“. Mein Kilometerstand zeigte 61634.

Also ging es erst einmal Richtung Osten. Wir umfuhren Hamburg Richtung Wismar, an Rostock vorbei, und übernachteten in Marlow im Recknitztal-Hotel mit angeschlossener Brauerei. Mehr geht nicht.

Die ersten 250 Kilometer waren geschafft.

Mittwoch  21.06.

Morgens um 09:00 Uhr ging es wieder los.

Es ging über kleine Straßen. Nils hatte eine Motorradapp auf seinem Handy herunter geladen und „Kurvenreich“ eingestellt. Zum Leidwesen von meinem Bruder. Er musste sein Gespann durch die Kurven bewegen. So ging es über Grimmen, wo wir einen Schrauberstopp im Biker-Schuppen einlegten. Die Pionier zickte mit der Ölpumpe rum. Danach fuhren wir über Greifswald nach Wollgast, wo wir auf der Schlossinsel eine Pause machten.

Dann ging es nach Swinemünde, Polen.

In Uznam fanden wir ein günstiges Hotel. Nach dem Klamottenwechsel ging es erst mal zum Strand. Petrus meinte es gut mit uns, immer über 28 Grad. Nach einem Tag fahren, waren wir total durchgeschwitzt.

Das Wetter war gut, und das Leben ist schön.

Donnerstag  22.06.

Am Morgen ging es dann weiter durch Polen, wieder mit der Kurvenapp Richtung Stettin. In Greifenhagen überquerten wir die Oder, Richtung Deutschland, und fuhren nach Schwedt zum Turmhotel.

Die Sonne hatte uns den ganzen Tag wieder aufgeheizt. Nach einer kalten Dusche ging es zum Griechen nebenan. Essen und Bier war lecker.

Der Wetterbericht verhieß für den nächsten Tag Regen.

In ganz Deutschland war schon Land unter. Noch hatten wir Glück gehabt. Um 23:00 Uhr ging es dann auch hier los. Unsere Motorräder konnten wir unterstellen. Das war schon mal beruhigend. Das BMW-Gespann musste leider draußen stehen.

 

Freitag  23.06

Der Blick aus dem Fenster sagte nichts Gutes.

REGEN

Also entschlossen wir uns, einen Tag Pause einzulegen.

 

Samstag  24.06

Das Wetter war wieder gut, 25 Grad. Los ging es in Schwedt über die Oder, wieder nach Polen Richtung Chojna (Königsberg). Auf der 31 ging es weiter Richtung Bärwalde, dann nach Slubice. Dort wurde erst einmal eine Pause eingelegt. Es ging dann wieder rüber nach Frankfurt/Oder. Der Weg führte nach Bautzen, wo wir auf blauen Dunst ein Hotel finden wollten. Leider war Bautzen komplett ausgebucht, weil dort Theaterfestwoche war. Um 20:00 Uhr fanden wir nach langer Telefoniererei endlich eine Unterkunft in Weißenberg OT Weicha. Wir bezogen einen Bungalow mit angrenzender Gaststätte mit sehr netter Bedienung. Spät abends ging es dann zu Bett.

 

Sonntag  25.06

Um 09:00 Uhr ging es nach einem leckeren Frühstück los. Aber der Teufel lag im Detail. Der Bremszug von Nils Motorrad riss beim losfahren, also erst einmal war Schrauben angesagt. Dieses Mal durfte Nils erneut die Spitze übernehmen, und er fuhr wieder mit seiner Calimoto App. Es ging abseits der Hauptstraßen über kleine kurvenreiche Straßen  ( Sächsische Schweiz ), zum Leidwesen von Gespannfahrer Ralph. Er war  vorn kräftig am Rudern. Im  kleinen Dorf Glashütte fanden wir den Landgasthof Börnchen, wo wir ein super Essen genossen. Die Tour ging über Tschechien weiter nach Deutschland. Wir machten den Tag keine Meter, nur 180 Kilometer. Wir kamen um 17:00, in Annaberg- Buchholz, an. Das erste Hotel, welches wir telefonisch erreichten, wurde gebucht. Landhotel Forsthaus.

Nach zwei Bier ging es früh zu Bett, wir waren platt.

 

Montag 26.06

Heute wollten wir mal wieder Meter machen, also fuhr Ralph mit dem Gespann vorweg. Der Tag sollte recht anstrengend werden. Die Sonne knallte vom Himmel, 31 Grad, und das in den Klamotten. Uns war so warm, aber wir machten Meter.

Im Erzgebirge

 

ging es über die B 101, Richtung Aue um Zwickau drumherum und weiter Richtung Saalfeld. Dann ging es in den Thüringer Wald. Schöne Kurven wie im Oberharz, nur das der Wald da noch nicht so befallen ist von  Borkenkäfern, wie im Harz.  Mein Bruder fuhr mit dem Gespann, wie Rudi Ebert in den besten Zeiten. Respekt. Wir fanden ein schönes Hotel mitten im Wald. Auf der Anfahrt fing es an zu regnen. Also schnell in das Waldhotel „Rennsteighöhe“. Dort bekamen wir eine Ferienwohnung mit 2 Schlafzimmern. Sogar eine Garage für die Mopeds bekamen wir. Die Dame an der Rezeption meinte nur: Hier sind die Schlüssel, stellt mal schnell die Mopeds in die Garage und bezieht das Zimmer. Das Formale machen wir später. Voll nett.

Der Regen hörte nach zehn Minuten wieder auf. Abends saßen wir noch draußen zum Essen und genossen den Tag.

Wir fuhren  239 Kilometer an diesem Tag.

Morgen werden wir uns erst einmal das Bunkermuseum von dem ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit ansehen. (3600qm) Es handelte sich um eine Ausweichführungsstelle der Bezirkseinsatzleitung Suhl.

 

Dienstag  27.06

Planänderung, wir bleiben noch einen Tag.

Also erst einmal war um 09:30 Uhr das Bunkermuseum angesagt.

 

Danach schnappten wir uns die Mopeds und fuhren nach Suhl.

Der erste Weg ging in einen Supermarkt, wir mussten unseren Wasservorrat wieder auffüllen. Danach ging es in eine Apotheke, mein Bruder hatte es im Nacken. Ist ja auch kein Wunder! Mit 70 das schwere Gespann durch die Kurven  drücken.

Ich konnte das noch nicht einmal mit 64! Ich kaufte auch gleich eine Schachtel Pflaster. Mein linker Zeh war vom Schalten wundgescheuert. Na ja, weiter im Thema.

Wir sahen uns das Fahrzeug Museum an.

Uli Flury würde sagen: Wieder einmal eine Leichenhalle besucht, die Fahrzeuge stehen da nur rum und werden nicht bewegt. Er hat ja irgend wie auch recht, alte Technik muss bewegt werden, deswegen fahren wir ja auch. Es waren viele Leihgaben unter den Fahrzeugen, einige namentlich erwähnt. Suhl war ja die Stadt von Simson. Also sehr viele Mopeds und was in Zschopau Produziert wurde.

Da steht sogar eine weiße Maas.

Danach ging es erst einmal zum Essen. Also unglaublich, der Mittagstisch, das heißt Vorsuppe, Hauptgericht und Espresso für 6,99 Euro. und dann noch lecker. Mehr geht nicht.

Beim Eintritt für das Fahrzeug Museum, buchten wir auch gleich das Waffenmuseum mit.

Am Nachmittag machten wir noch einmal einen technischen Dienst. Morgen soll es bis nördlich von Magdeburg gehen. In Niegripp wohnt mein Freund Steffen, und den wollten wir besuchen.

Das Waldhotel Rennsteighöhe kann ich nur empfehlen, gute Unterkunft, leckeres Essen und das Beste, super Gegend, um schöne Kurven zu fahren.

 

 

Mittwoch  28.6

Nach einem super Frühstück ging es los, bei 12 Grad, also lange Unterbux an.

Erst einmal war der Thüringer Wald angesagt, ich liebe Waldgeruch und Kurven auf dem Moped, das erinnert mich so an den Oberharz. Nur schön.

Es ging über Erfurt, an Nordhausen vorbei, Richtung Magdeburg. Nach 250 Kilometern waren wir nachmittags da, und wieder einmal brannte mir der Ars…

Wir buchten ein Hotel in Burg und konnten bis 22:00 Uhr einchecken. Also raus aus den Klamotten bei Steffen.Die Mopeds konnten wir bei ihm unterstellen.Er wollte uns später ins Hotel fahren. Der Abend war schön.Um 20:30 Uhr bezogen wir das Hotel. Es ist ein Monteur Hotel in einer früheren Russenkaserne (ich möchte nicht wissen was da früher abgegangen ist).

Es war sauber und günstig, was will man mehr.

Mit meinem Kumpel Heiner bezog ich wie immer ein Zimmer, wir sind beide Schnarcher, und so nerven wir uns gegenseitig. Also rein in das Zimmer, und Heiner setzte sich auf die Kofferablage, dann kam es wie es nicht kommen sollte. Sie brach ein.

Na ja, ich ging zum Herbergsvater um das Malheur zu melden.

Ich nahm die Schuld auf mich, um ihn milde zu stimmen, ich wieg ja nichts!

Er sah mich an, und hatte wohl Mitleid. Kein Problem.

 

Donnerstag  29.06

Wir wollten nach Hause. Frühstück um 07:30 Uhr.

Nach dem Frühstück holte Steffen uns ab. Die Sachen waren schnell gepackt, dann ging es los. Steffen begleitete uns noch 40 Kilometer mit seiner 25er Aero mit HM Motor, das Ding geht ab wie die Sau.

Es ging dann über Salzwedel, Dannenberg Richtung Lauenburg da war erst mal Pause. Nach einem kleinen Regenschauer ging es über Geesthacht, Reinbek, Glinde, nach Hamburg.

Die Uhr war 16:30, so kamen wir voll in die Rushhour.

Ich bin froh, daß ich nicht mehr im Außendienst bin, Scheiß viel Verkehr.

Jede Ampel war rot, und die Aero kotzte.

Wir waren um 17:30 zu Hause, und ich hatte echt die Schnauze voll.

270 Kilometer mit so einem alten Eisen, es reichte!

Fazit:

Ich bin froh, dass auf der ganzen Fahrt kein Malheur passiert ist und wir alle heil zurück gekommen sind.

Mein Tachostand zeigte am Anfang der Reise 61634 km, als wir wieder zu Hause waren, 63387 km. 1753 Kilometer pannenfrei mit meiner 70 Jahre alten langstrecken erprobten KR26. Das schaffen neue Mopeds wohl nicht mehr.

 

Pionier

Den Motor hatte ich mit Nils eine Woche vor der Tour noch einmal komplett auseinander genommen. Bis auf Kleinigkeiten: Ölpumpe, Kupplungsdruckstange und Elektrikprobleme war nichts los, was man nicht auf der Fahrt beheben konnte.

 

Honda

Bis auf Zündkerzen und Zündaussetzer, keine Probleme

 

BMW

Keine Probleme

 

Aero

Und läuft und läuft und läuft und läuft

 

Alle Unterkünfte haben wir abends gesucht und gefunden. Sie waren immer mopedfahrerfreundlich und zu empfehlen.

 

Recknitztal-Hotel

Carl-Kossow-Str. 35-37

18337 Marlow

 

Gold Hotel

Swinemünde

 

Turm Hotel

Heinersdorfer Damm 1-3

16303 Schwedt/Oder

 

Weichaer Hof

Hauptstraße 24

02627 Weißenberg OT Weicha

 

Naturhotel Forsthaus

Schneebergerstr. 22

09456 Annaberg-Buchholz

 

 

Waldhotel Rennsteighöhe

Am Rothenberg 1

98694 Ilmenau

 

Hotel Carl von Clausewitz

In der alten Kaserne 35

39288 Burg

 

So eine schöne Fahrt werden wir auf jeden Fall wieder machen!

O -Ton von meinem Sohn Nils.

Mehr geht nicht.

 

Also munter bleiben

und immer sicher fahren.

 

Ein Gedanke zu „Die vier Mann Tour – 10 Tage Unterwegs“

  1. Schön zu hören, dass das Leben schön ist und dass Victoria lebt.
    Und ein Museum muss jetzt keine Leichenhalle sein, kann eine Ehrerweisung an die Ahnen sein.
    Natürlich habe ich meine Victoria KR 25 gekauft die Welt zu erobern. Und habe es in meinem kleinen Rahmen getan. Alle Meere, Ostsee, Nordsee, Atlantik und Mittelmeer. Und das Schwäbische Meer, den Bodensee habe ich mit ihr zusammen besucht.
    Das ist Freiheit.
    Und wir lernen, die Freiheit hat einen Preis: Ein blau-roter, schmerzhafter Hintern, ziehendes Brennen im Kreuz und oft nasse Unterhosen, für deren Feuchtigkeitsgehalt nicht der Fahrer selber, sondern die Wetterverhältnisse verantwortlich sind.
    Schön jedenfalls, dass Ihr das gewagt habt und noch schöner, dass alle gesund wieder heimgekommen sind! Chapeau!

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