Vorstellung: Manfred Sprenger – KR 35 S – Baujahr 1937 – 1938

Mein Name ist Manfred Erich Sprenger und meine Eltern (die schon mit einer Aero unterwegs waren) wollten, dass ich in einem total Victoria-verseuchten Dorf aufwachse. Im Taunus, etwa 12 km östlich von der weltbekannten Loreley am Mittelrhein entfernt, findet man Miehlen. Dreimal schon war hier der Nabel der Victoria-Welt bei den Jahrestreffen 1995, 2005 und 2015.Anfang der Fünfziger Jahre hatte ein umtriebiger Victoria-Händler hier seine Werkstatt. In fast jedem Schuppen oder Scheune war eine Victoria zu finden, entweder ein Moped oder eine Aero. Als Jungs hatten wir keine Nachschubprobleme wenn wir Zweiräder suchten um damit über die Feldwege zu brettern, dann schon eher mit dem Geld für den Sprit. Man könnte heute heulen, wenn man darüber nachdenkt was mit dem Zweirad-Material für einen Unsinn getrieben wurde. War eine kaputt, gab`s die Nächste, entweder geschenkt weil sie ja eh weggeschmissen worden wäre oder für 5 Mark wenn der Besitzer geschäftstüchtig war. Wir reden von der Zeit Anfang der Siebziger, da hat sich noch kein Mensch für alte Motorräder interessiert nur weil sie alt waren, sondern nur weil sie billig zu haben waren.

Zur gleichen Zeit, als ich Anfang der Achtziger Jahre dabei war meine erste Bergmeister aufbaute und danach eine Pionier auf die Räder stellte, entdeckte ich in dem Victoria-Prospektmaterial ein sehr schönes Motorrad, das als Modell KR 35 S beschrieben wurde. Es ist das direkte Vorgängermodell der Pionier mit einem Motor der von den Columbus Motorenwerken in Bad Homburg (das Motorenwerk von Horen) gebaut wurde. Ein schönes klassisches Vorkriegsmotorrad mit einem getrennten Getriebe und einem bildschönen Motor. Klarer Fall, ich hatte ich mich sofort in dieses Modell verliebt. Nur zu finden war keine. Nur runde Tausend wurden gebaut und entsprechen wenige haben wohl überlebt.

Als ich von dem Victoria-Treffen in Idar Oberstein erfahren hatte, bin ich natürlich sofort hingefahren. Dort habe ich viele nette Menschen kennengelernt die genauso Victoriaverrückt sind wie ich und mit denen ich heute noch befreundet bin. Der Zufall wollte es, das ich dort von einem Victoriafreund erfuhr wo eine KR 35 S zu verkaufen stand. Die DDR-Grenze war etwa drei Jahre vorher gefallen und die Victoria stand in den neuen Bundesländern. Nach einem klärenden Briefverkehr, Telefon war in der Ex-DDR in Privathaushalten nicht allzu verbreitet, fuhr ich meine KR 35 S abholen – welch eine Freude!

Auf dem Treffen hat sich auch ergeben was heute noch immer Bestand hat. Das Info-Heft der Interessengemeinschaft, in der Form wie es heute erscheint, habe ich von Anfang an gemacht. Wer wie ich seine Brötchen als Schriftsetzermeister (noch gelernt wie zu Gutenbergs Zeiten) verdiente und heute als Grafiker arbeitet, für den bringt es der berufliche Ethos mit sich das Info-Heft in Form zu bringen. In Form bringen deshalb, weil es jedesmal ein großes Puzzle ist, das auf vielen Seiten zusammengesetzt wird und man am Anfang nie weiß was daraus wird.

Das ich von Anfang an Typreferent für die V35 Bergmeister wurde ergab sich fast von selbst.

Die KR 35 Pionier liegt mir genauso am Herzen wie die V35. Die KR 35 S, als ebenso interessantes wie seltenes Modell, kam für mich als Typreferent noch dazu. Für diese drei Victoria-Modelle bin ich von Beginn der IG an Typreferent und ich lerne immer noch dazu, weil man sich das Wissen zu diesen beiden Modellen praktisch selbst „erschrauben“ muss.

Das meine Frau Renate liebend gerne mit ihrem Pionier-Gespann unterwegs ist freut mich ganz besonders. Ohne ihre Unterstützung hätte sich das Hobby Victoria niemals so entwickeln können wie es bei uns gelebt wird. Das in unserem Freundeskreis in Miehlen mittlerweile viele Victorias quer durch alle Baujahre unterwegs sind hat sich über viele Jahre ergeben – warum wohl?

Unsere Jungs fangen langsam an, das Thema „alte Moppeds“ für sich zu entdecken und es wäre schön, wenn die nächste Generation auch mit Begeisterung Victoria schraubt und fährt – es muss ja weitergehen. Gloria Victoria!