Wie aus einem ausgerissenen Kerzengewinde ein neuer Zylinderkopf wurde

Von Heinrich Pieken

Der FM 38 Motor war in ausgezeichnetem Zustand, bis auf das von Anfang an vermurkste Kerzengewinde. Eine Reparaturbuchse brachte nur  vorübergehenden Erfolg. Die Kerze brannte sich so in der Buchse fest, dass diese mit herausdrehte, obwohl sie innen im Kopf um gebördelt war. Um den Zylinderkopf zu retten blieb nur der Gang zum Aluschweißer. Da das Teil so klein und fein ist, musste er alles füllen; Kerzengewinde, Dekompressorgewinde und den Brennraum. Das sah dann so aus.

Als Voraussetzung für die weitere Bearbeitung war eine plane Fläche notwendig. Nach ein wenig Heimarbeit konnte es zum nächsten Fachmann gehen.

Dieser bohrte und schnitt das Kerzengewinde, ebenso stellte er den planen Kerzensitz her. Alles mit Hilfe der originalen Werkzeichnung, denn die Kerze sollte nicht tiefer kommen. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an den Typreferenten Kay Rauen!

Und damit sind wir beim Brennraum bzw. dessen Ausgestaltung. Ziel war durch entsprechende Verkleinerung das Verdichtungsverhältnis auf 8:1 anzuheben. Ein flacherer Brennraum schied von vornherein aus, der Abstand des Zündortes zum Kolbenboden sollte dem Original entsprechen. Am einfachsten wäre eine Kegelform herzustellen, die auch günstig für eine gleichmäßige Ausbreitung der Flammfront ist. Zwei Punkte sprechen dagegen. Einmal hat der gutmeinende Fachmann mit dem Zapfensenker einen Raum, der mit 22mm Durchmesser größer ist als das Kerzengewinde, gebohrt. Zweitens ist da die Steilstromspülung. Der Frischgasstrahl trifft in die linke, über dem Auslaßschlitz liegende Hälfte des Kopfes.Bei einem kegeligen Brennraum träfe der Strahl genau auf die Kante der Quetschzone, er würde dort zerschlagen. Das bei noch offenem Auslaß. Der Versuch sich bildlich vorzustellen, wie die Frischgase aus dem Auslaß schlüpfen, ließ sofort davon Abstand nehmen.Es entstand schließlich ein asymmetrischer Brennraum mit einem durch Auslitern ermitteltem Rauminhalt von 5ccm.

Einschließlich der Kopfdichtung entspricht das dem geplanten Verdichtungsverhältnis von 8:1.

Die erste Probefahrt ist ein voller Erfolg. Der Motor springt ohne Dekompressor sofort an. Das Anzugsvermögen ist sehr gut, die „hauseigene“ Teststeigung wird mit Bravour genommen. Die Vicky ist und bleibt natürlich ein 38ccm Motor. Man darf also jetzt keine Rennmaschine oder ähnlich Aufregendes erwarten. Eine Kompressionserhöhung wirkt sich nur unwesentlich auf die Endgeschwindigkeit aus, vielmehr hat der Motor über das gesamte Drehzahlband ein besseres Durchzugsvermögen. Und dieses „Mehr“ läßt das Fahren gerade auch bei widrigen Verhältnissen wie Gegenwind, Steigung, Feldweg ein Vergnügen sein.

 

 

Heinrich Pieken im Januar 2021

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